Das Arak: Vom Konzept zum Artwork

KUNST, LORE21.08.2024

Das Arak: Vom Konzept zum Artwork

Der missverstandene Riese der Lüfte. Hier erfahrt ihr mehr über diese Kreatur und wie sich der Designprozess für mich als Concept Artist gestaltet hat.

Kleine Vorstellungsrunde

Hallo Zusammen! Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen, selbst einen Blog-Post zu verfassen, doch nun ist es endlich soweit! Um mich kurz vorzustellen: Ich heiße Fiona und ich arbeite als Concept Artist für Beyond Worlds. Angefangen als Praktikantin versuche ich seit Anfang des Jahres das Art-Team von Zongi und Hakim so gut zu unterstützen, wie ich kann. Meine Arbeit hier beschränkt sich hauptsächlich auf Creature Concepts (ihr seht bereits worauf ich hinaus will), aber ich arbeite auch gerne an allerlei Konzepten rund um Isdraia, z. B. Siedlungen, Städte und deren Bewohner. In diesem Blogpost würde ich jedoch gerne auf ein spezielles Konzept eingehen, welches mir sehr am Herzen liegt: Das Arak.

Dazu ein kleiner Einblick ins Buch:

„Fesk überlegte, wie er die unangenehme Situation etwas entspannen könnte, als lautes Rascheln in der Baumgruppe hinter ihnen das Schweigen durchbrach. Erschrocken wirbelten die drei herum und richteten die Blicke nach oben.

Mit krächzendem Ruf erschien ein großes Arak über den Wipfeln und warf beim tiefen Vorbeiflug einen langen Schatten auf sie hinab. Seine majestätischen Flügel erzeugten zwei kräftige Windstöße und breiteten sich dann zu voller Spannweite aus. Ihre Augen folgten dem orangefarbenen Flieger auf seinem Gleitflug hinunter ins Tal. Das Tier bot einen überwältigenden Anblick.

Araks galten als eher ungefährlich, außer man reizte sie absichtlich. Sie hatten einen breiten Kopf in Form einer Schaufel, zwei riesige Flügel und einen langen schuppigen Schwanz. Oft stürzten sie sich von den Berghängen hinunter und verschwanden irgendwann hinter dem Zacken, falls sie über der Eimh oder den Seen im Norden keine Beute machten. Sie bauten ihre Nester vorrangig in den höchsten Bäumen und versorgten ihre Jungtiere stets gewissenhaft mit Nahrung.

Das große Himmelswesen drehte nach links ab und gewann mit nur wenigen Flügelschlägen erneut an Höhe. Eine weit gezogene Kurve später flog das Arak den Hang wieder hoch und peilte die alte Scheune an, die nur wenige Schritte vor ihnen am Wegesrand lag. Dort landete es im halb eingestürzten Dachstuhl.

Als die zwei Fenn ihren Fokus wieder auf Heggit legten, stand dieser schon mit seiner Waffe kampfbereit der Scheune zugewandt.“

Mein Prozess

Angefangen hat alles eigentlich damit, dass ich während meiner ersten Arbeiten hier in unserem Wiki auf das Arak gestoßen bin und mich sofort daran versuchen wollte. Einige Skizzen und Konzepte existierten bereits und ich konnte mich in die bis dahin bestehende Lore einlesen: Ein riesiger orangener Vogel, der vom Weltensteig aus durch die Lüfte gleitet. Er hat mehrere Augenpaare und fällt ohne Licht vom Himmel. Abgefahren, aber warum eigentlich? Das war eine von vielen weiteren Fragen, die ich mir stellen musste. Denn zur visuellen Konzeptarbeit gehört auch viel Lore-writing; warum sieht etwas so aus wie es aussieht? Wie verhält sich meine Kreatur eigentlich und warum verhält sie sich so?

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Ganzkörper-Ansicht by Fiona Kaemmerer

Nun stellt euch vor: Ihr seid ein Fenn, der sich wohlig auf einer saftigen Wiese an der Eimh sonnt und den schönen Tag genießt. Und plötzlich erscheint ein riesiger Schatten, der über euch hinweg segelt. Ihr öffnet vorsichtig die Augen und da ist es: In luftigen Höhen auf Böen gleitend und auf die Fische der Eimh fokusiert, ein Arak. Diese Tiere sind riesig, mit Flügelspannweiten von 4-6 Metern. Seltene Exemplare erreichen sogar 10 Meter und Körperlängen (hier inklusive des Schweifes) von bis zu 8 Metern.

Und jetzt stellte sich die Frage: Was mache ich mit dieser Beschreibung? Wie sollte das Arak später konkret aussehen? Der Druck war groß, ich wollte es einprägsam und majestätisch aussehen lassen, immerhin sollte es auf einigen Karten abgebildet werden. Ein ganz typischer Vogel sollte es nicht sein, davon wird es noch genug geben. Aber Manu war hier wieder eine große Hilfe. "Schau dir doch mal ein Ornithocheirus an!", riet er. Und so landete ich in meiner Recherche bei prähistorischen Räubern, bei Quetzalcoatlus, Ornithocheirus und Hatzegopteryx. Denn ein Arak sollte etwas aus einer alten Zeit sein, etwas prähistorisches und etwas nicht ganz in die jetzige Welt passendes. Ein Riese aus einer vergessenen Zeit.

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Illustration "Erbostes Arak" by Joe Watson

Letztendlich habe ich dann damit angefangen, mir alles mögliche durchzulesen; mir sämtliche Inspirationen anzusehen, die mir gegeben wurden und dann allerlei Skizzen dazu anzufertigen, die mir in den Sinn kamen. Aber dadurch hatte ich plötzlich einfach nur ein Canvas voller verschiedener Körperformen und Schnäbel, die nicht ganz stimmig waren. Hier war die Lore-Arbeit wieder sehr nützlich:

Araks versuchen sich ihre Energie durch viel Gleiten zu bewahren. Da sie trotz hohler Knochen – wie bei Vögeln üblich – trotzdem recht schwer sind, wäre das Landen, ohne gewiss auch Beute zu erlegen, eher eine Belastung als ein Gewinn für sie. Am Naheliegendsten war daher, dass sie im Tiefflug ihre Beute packen oder über Gewässern mit passenden Schnäbeln Fische fangen, ähnlich eines Pelikans. So fielen Adler-ähnliche Konzepte frühzeitig aus dem Raster.

Als kleine Anekdote: Fennkindern wird frühzeitig erklärt, dass ein Arak sie zwar hin und wieder aus Versehen packen kann, sie aber wieder loslässt sobald es seinen Fehler bemerkt; Fenn stehen nämlich nicht auf der Arak-Speisekarte.

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Erste Konzeptarbeiten zu Araks by Fiona Kaemmerer

Und so häufte sich immer mehr Lore, die dem Arak seine jetzige Form verlieh:

Da es insgesamt etwas prähistorisch angehaucht sein sollte und ich mir bereits einige Flugsaurier als Referenz betrachtet hatte, wollte ich auch der generellen Körperform mehr Attribute von Reptilien verleihen ohne die eigentliche Vogelform gänzlich zu verlieren. Der Schnabel wurde länger, erhielt eine Art Hornansatz und schloss nicht vor den Augen ab, sondern umschloß nun den kompletten vorderen Kopfbereich und schützt somit seine sensiblen Augenpaare. Das verleiht ihm ein sehr bedrohliches Aussehen, tendenziell sind sie aber eigentlich sehr friedlich und träge. Die Flügel sind nicht rein gefiedert, sondern enden hier in Fledermaus-artigen Membran-Federn und sind durch weitere Hautmembranen auch mit dem Rumpf verbunden. Ihr Brustbein, was bei Vögeln sowieso stärker ausgeprägt ist, ist bei Araks noch größer und stabiler. Dazu haben Sie recht starke Beine, ihre Hinterläufe können sie teilweise tragen jedoch sind die Krallen an ihren Schwingen besonders kraftvoll und helfen beim Abheben in die Lüfte.

Die elastische Haut am Rachen, die einen Kescher-Effekt beim Fischefangen ermöglicht, sollte mehrere Funktionen bieten. So können sie dadurch z. B. einen sehr lauten Schrei aussondern um miteinander zu kommunizieren. Häufig geschieht dies bei zwei Elterntieren, die den jeweiligen Partner vor Gefahr warnen oder einen Räuber abschrecken wollen, der sich dem Nest nähert.

Sie sind außergewöhnlich gute Eltern und beschützen ihre Jungen bis aufs Blut. Die Jungtiere bleiben dazu auch bis zum Zeitpunkt der Schädelaushärtung im Nest und sind bis dahin groß genug um sich selbst tragen zu können.

Die Nester selbst werden in Baumkronen hineingebaut. Die ausgewachsenen Tiere brechen hier das Innere der Baumkronen ab und erschaffen somit riesige Nester aus den Skeletten der Bäume. Hier verwenden sie sogar ihre prächtigen Federn, die in der Brunftzeit präsentiert werden um einem Weibchen zu imponieren, um das Nest weiter auszupolstern. Falls hier mal ein paar davon zu Boden gleiten, werden sie meist aufgesammelt und als wichtige Ressource für z.B. Pfeile verwendet.

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Illustration "Junges Arak" by Joe Watson

Aufgrund ihrer Größe könnte man sie vermutlich auch als Reittier verwenden, allerdings ist es nahezu unmöglich ein erwachsenes Tier zu domestizieren, dafür sind sie viel zu scheu. Ein Jungtier könnte prinzipiell noch gezähmt werden, aber dafür muss man zunächst an den Elterntieren vorbei. Sollte eines dieser schönen Tiere doch in die Hände von Händlern geraten, werden sie meist einsam und verkümmern langsam. Ihnen werden ihre prächtigen Rückenfedern gestutzt oder im schlimmsten Fall gezogen damit man darauf sitzen kann und ihre Haut am Rachen wird teilweise zugenäht, damit sie nicht so laut schreien können. Insgesamt ein recht trauriges Dasein, aber glücklicherweise geschieht dies recht selten.

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Entwicklungsphasen eines Araks by Fiona Kaemmerer

Das schlimmste daran ist die Einsamkeit, da Araks sehr soziale Tiere sind und sich dazu Lebenspartner suchen. Während der Brunftzeit wechseln die Federn des Männchens ihre Farben und werden noch prachtvoller als sie ohnehin bereits sind. Um ein Weibchen zu beeindrucken, bläst er seine elastische Rachenhaut auf, macht sich groß und fängt seiner Auserwählten viele Fische. Falls dies dem Weibchen zusagt, fliegen sie zusammen am Himmel und „tanzen“. Ein Arak-Pärchen bleibt übrigens ein Leben lang zusammen.

Meine Idee hinter dieser Kreatur war ein Tier aus vielen Kontrasten: Ein gefährliches Aussehen, aber scheues, tendenziell eher ruhiges Verhalten. Ein starker Beschützerinstinkt und Aggression gegenüber Feinden, aber soziales Verhalten untereinander. Es könnte ein gefährlicher Prädator sein, ist aber ein gemütlicher Himmelsgleiter, der sich hin und wieder ein paar Fische schnappt. Natürlich hoffe ich das neben den Lore Aspekten und den interessanten Kontrasten auch ein stimmiges, einprägsames Design dabei herausgekommen ist. Das finale Konzept und erstellte Thumbnails dazu konnten so dann auch an unseren Artist für die Card-Designs Joe Watson gegeben werden, der die tollen colorierten Illustrationen für das „Erboste Arak“, „Baumkronensprenger“ und das „Junge Arak“ erstellt hat.

In diesem Zuge vielen lieben Dank fürs Lesen. Ich hoffe, ich konnte euch meinen Prozess und die Ideen dahinter etwas näher bringen c:

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Reference Sheet by Fiona Kaemmerer

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